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Kapitel 1

Flüsse und Boote Kapitel 1

Der Ayeyarwady ist ein langer, ruhiger Fluss. Schon immer die wichtigste Lebensader Myanmars, sah er an seinen fruchtbaren Ufern mächtige Königreiche entstehen und vergehen, von den meisten sind nur Ruinen und goldglänzende Stupas am Ufer geblieben. Gespeist vom Schmelzwasser des Himalayas und von den Regengüssen des Monsuns schiebt sich der Strom träge durch die Mitte Myanmars, bis er sich nach über zweitausend Kilometern im Delta bei Yangon verliert. Dort befindet sich das einst größte Reisanbaugebiet der Welt, neben Teak und Bodenschätzen einer der Gründe, die Myanmar für das britische Empire so begehrenswert machten.

Für die Briten war der Ayeyarwady oder Irrawaddy, wie man ihn damals nannte, die Straße nach Mandalay, die sie ihre Flotte hinaufschickten, um Land zu erobern, und später Heimat der legendären Irrawaddy Flotilla, der seinerzeit größten Binnenflotte der Welt, die ihr Ende in den Wirren des Zweiten Weltkriegs fand. Mehr als zweihundert Schiffe wurden bei Katha versenkt, um zu verhindern, dass sie den Japanern in die Hände fielen.

Der ehemalige Geschäftssitz der Irrawaddy Flotilla Company in Yangons Pansodan Road ist mit seiner dorischen Säulenfassade immer noch eines der prächtigsten Gebäude der ehemaligen Hauptstadt. Reste der Flotte versehen übrigens auch fast siebzig Jahre nach Ende des Krieges noch ihren Dienst auf den Flüssen Myanmars.

Auch die anderen großen Flüsse, der Thanlwin, der Chindwin und der Sittaung River, durchziehen das Land in Nord-Süd-Richtung. Der Thanlwin mündet bei Mawlamyine in den Golf von Martaban und ist wegen seiner Stromschnellen nur auf etwa hundertzwanzig Kilometern oberhalb der Mündung schiffbar, flussaufwärts verkehren nur kleine Frachtboote. Der Chindwin River, bis vor wenigen Jahren noch komplett für Ausländer gesperrt, mündet etwa hundert Kilometer südwestlich von Mandalay in den Ayeyarwady und ist die meiste Zeit des Jahres bis Homalin befahrbar.

Die größte Gefahr für Myanmars Flüsse und ihre Ökosysteme sind momentan Staudammprojekte. Der Thanlwin ist nach wie vor der längste frei fließende Fluss des südostasiatischen Festlandes, seine Feuchtgebiete wurden zum UNESCO-Welterbe ernannt. Ausgerechnet hier planen die Regierungen von China, Myanmar und Thailand vierzehn Staudämme. Dabei wären über fünfzigtausend Menschen von einer Umsiedlung betroffen, zusätzlich stellt die Erdbebengefahr in der Region ein Risiko dar. Vor diesem Hintergrund ist es ein gutes Zeichen, dass die Regierung mehrere Gemeinschaftsprojekte mit China wie den umstrittenen Myitsone-Staudamm am Oberlauf des Ayeyarwady abgesagt hat. Abgesehen von dem Umweltschaden würde der gewonnene Strom ohnehin nur in die chinesische Provinz Yunnan fließen.

Noch aber ist eine Flussreise in Myanmar eine Übung in Geduld und Entspannung. Abgesehen von der Strecke zwischen Bagan und Mandalay sind Abfahrts- und Ankunftszeiten wegen des unsicheren Wasserstands und Sandbänken, die innerhalb von Tagen wie aus dem Nichts entstehen, nur bedingt planbar. Irgendwann fährt man eben los, und irgendwann kommt man an. Für viele Reisende kein Problem. Sie träumen auf den Spuren Kiplings von den berühmten Zeilen: »Come you back to Mandalay, where the old Flotilla lay: Can’t you ’ear their paddles chunkin’ from Rangoon to Mandalay. And the dawn comes up like thunder ...«

Im Fluss der Langsamkeit

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Kapitel 1 - Flüsse und Boote

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Kapitel 2 - Märkte und Handwerk

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Kapitel 3 - Arbeit und Leben

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Kapitel 4 - Pagoden, Stupas und Nats

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Kapitel 5 - Glaube und Buddhismus

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Kapitel 6 - Menschen und Menschliches

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Burma/MyanmarIM FLUSS DER LANGSAMKEIT

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